„Das Ultimative Spasshorn“
So wurde der Bauvorschlag in der Klang & Ton 6/2018 angekündigt. Entwickelt wurde das Horn vom Breitbandspezialisten Wolfgang Vollstädt, der den Bausatz auch über seine Firma SpectrumAudio vertreibt. Fasziniert hat mich an diesem Horn, dass es ohne Frequenzweiche oder Korrekturglieder auskommt. Ein Lautsprecher so ganz ohne Bauteile im Signalweg schien mir einmal eine interessante Alternative zu den sonstigen Projekten zu sein. Außerdem wollte ich schon immer mal ein Horn bauen.
Es gibt den Bausatz in zwei bzw. drei Ausführungen einmal als Spechorn LP 208 mit dem Breitbänder Sica Z004950 (8 Ohm) oder Z004951 (4 Ohm) und als Spechorn LP 210 mit dem Breitbänder Sica Z004450.
Mein Ziel war es aus der vorhandenen kompakten Verstärkerelektronik (HifiBerry Amp 2) das Maximum an Schalldruck herauszuholen. Deshalb entschied ich mich für die 4 Ohm Variante des Spechorn LP 208.
Der Bausatz wurde also, nach kurzer Rückfrage bei SpectrumAudio, bestellt. Hervorheben möchte ich die gute persönliche Betreuung und Beratung durch Herrn Vollstädt und die hervorragende Bauanleitung. In der Form habe ich das bislang noch von keinem Vertrieb bekommen!
Als Material wählte ich 19 mm Spanplatte (unbehandelt) da das fertige Projekt ohnehin einen etwas „herben“ PA Charakter bekommen sollte. Hierzu gehören Standfüße, Rollen, ein Griff und natürlich der Warnex Strukturlack in RAL 7016.
Baubeschreibung
Zunächst habe ich auf Basis der Bauanleitung und der darin enthaltenen Stückliste eine Zuschnittliste für den Baumarkt erstellt. Da dieser keine Gehrungs- oder Schrägschnitte ausführt, musste ich diese Zuhause selbst mit der Tauchsäge und der Schiene herstellen. Kein Problem, allerdings kommt bei einem Horn einiges an Schnitten zusammen. Dessen sollte man sich vor Beginn des Projektes bewusst sein.
Zunächst wurde die Schallwand mit dem Lautsprecherausschnitt, den Dreiecken für den Hornverlauf und dem Trennbrett zum Helmholtzabsorber versehen.
Auf einer Seitenwand wurden dann der Deckel, der Boden, die Rückwand und die Gehrungsbretter verleimt. Zur besseren Ausrichtung wurden Lamello-Dübel verwendet. Diese helfen bei so einer komplexen Form unglaublich.
Wie auf dem Bild zu sehen wurden die Weichfaserplatten schon vorher mit den Brettern verleimt. Auch wurden die später sichtbaren Flächen des Hornverlaufs vor dem zusammenleimen bereits grundiert und geschliffen da diese später nur noch sehr schlecht zugänglich sind. Teilweise konnten die Teile nicht mit Schraubzwingen verspannt werden. Wo dies nicht möglich war setzte ich Schrauben (unbedingt vorbohren) ein. Diese wurden nach dem Abbinden des Holzleims wieder entfernt und die Löcher mit Holzspachtel ausgespachtelt.
Auf dem zweiten Bild gut zu sehen ist der Ausschnitt für den später eingebauten Griff. Dieser wird durch das Gehrungsbrett optimal vom Schallweg entkoppelt. Die kleinen Ausschnitte unten an der Box sind für Rollen durch die sich die Boxen gut bewegen lassen.
Nun wurden die restlichen Trenn- und Gehrungsbretter auf der Seitenwand verleimt.
Der Hornverlauf ist nun gut erkennbar. Bei der probeweisen Einpassung des Lautsprechers stellte ich allerdings fest, dass in der Tiefe ca. 15mm im oberen Bereich fehlen. Um Platz für den massiven Magneten zu schaffen, musste also der Ausschnitt in diesem Bereich vertieft werden. Einfach „rauskratzen“ war mir zu unprofessionell, deshalb bastelte ich mir aus der Oberfräse, einem 8 mm Bohrer, einem Holzring und einem Tiefenanschlagsring kurzerhand ein Spezialwerkzeug.
Damit war es kein Problem die erforderliche Tiefe herzustellen.
Nach Verkabelung und Dämmung konnte nun auch die zweite Seitenwand verleimt werden.
Schließlich folgte das Verschleifen und Verspachteln der Schnittkanten und das Lackieren mit dem Warnex Strukturlack. Dieser wurde mit einer profilierten Schaumstoffwalze aufgetragen. Die Lackierung inklusive der Vorarbeiten nahm noch mal einiges an Zeit in Anspruch. Zumal das Handling der fertig zusammengebauten Boxen durch das Gewicht, im wahrsten Sinne des Wortes, erschwert wurde.
Der Zusammenbau war dafür umso schneller erledigt. Nur ein Lautsprecher, keine Frequenzweiche, das erleichtert das Ganze doch wesentlich.
Die Hornöffnung wurde nicht mit Warnex sondern mit einer silberfarbenen Acrylfarbe gewalzt. Hier steht die Box noch auf dem Werkstatt Rollwagen, man sieht aber schon die vorderen Standfüße.
Zum Schutz des Lautsprechers und aus optischen Gründen fertigte ich noch einen Bespannrahmen aus 12 mm MDF an der mit Akustikstoff FENDER Pre-Cut Grille Cloth, Black / Silver bezogen wurde.
Als Lautsprecheranschluss verwendete ich eine Kombi-Buchse (6,3 mm Klinke und Speakon). So kann der Sohnemann auch seinen Gitarrenverstärker über Klinke anschliessen.
Auf dem zweiten Bild siehr man auch den Mediastreamer auf PiCore Basis der die Boxen im Normalfall befeuert. Hierzu aber bald mehr auf einer separaten Seite….
Das Ergebnis, Soundcheck
Wow! Das ist wesentlich mehr als ich erwartet hätte! Nochmal, als Verstärker dient ein 2 x 25 Watt Class D Verstärkerchen. Wichtig ist allerdings, dass man dem ganzen Zeit zum Einspielen gibt. Nein, dass ist in diesem Fall kein Hokus-Pokus! Die relativ harte Sicke des Breitbänders muss erst mal „weichgespielt“ werden. Danach klingt es sauber, unaufgeregt aber mit mächtig „Rums“ bei hohen Pegeln. Trotzdem werden Stimmen angenehm wiedergegeben und auch an Höhen fehlt es, wie man vielleicht meinen könnte, ganz und gar nicht. „Spasshorn“ ist zwar richtig aber für das was da rauskommt weit untertrieben!